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Troerinnen

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Intro














Multimedia Story von Özgür Uludağ
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Inhaltsverzeichnis

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Unschuldige junge Frauen spielen im Glücksgefühl eines friedlichen Alltags und einer ungetrübten Zukunft, die sie von einen auf den anderen Tag für immer verlieren. Als Kriegsbeute der Sieger erleben und verfluchen die Troerinnen ihr Schicksal. Der Mythos von Krieg und Niederlage der Stadt Troja gehört zu den Urerzählungen Europas. Der Raub der Helena war Anlass und Fluch eines zehn Jahre dauernden Krieges. Am Tag der Zerstörung treffen Sieger und Opfer aufeinander. Sie werden als Verfügungsmasse auf das nackte Leben zurückgeworfen und in der 415 v. Chr. uraufgeführten Tragödie des Euripides in ihrem persönlichen Versagen vorgeführt. Die Frauen Trojas aber müssen mit dem Trauma, den Erinnerungen und den Bildern des Krieges leben und werden mit ihrer eigenen Schuld und "Verantwortlichkeit" konfrontiert. Denn nach Sartre gibt es "keinen Entschuldigungsgrund", denn "ich unterscheide mich nicht von dieser Zeit, also bin ich dieser Krieg, der die Zeit, die ihm vorangegangen ist, beendet, abgrenzt und verständlich macht". Die Troerinnen, von Männern und Göttern verlassen, ringen um ihre Menschenwürde und um ihre persönliche Schuld als Teil einer Gesellschaft, deren "bessere Hälfte" sie einst gewesen sind.
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JOACHIM NIMTZ POSEIDON
ANNA GRAENZER ATHENE
CHARLOTTE SCHWAB HEKUBA
RENÉ DUMONT TALTHYBIOS
MEIKE DROSTE KASSANDRA
HANNA SCHEIBE ANDROMACHE
THOMAS HUBER MENELAOS
JULIANE KÖHLER HELENA
YAN BOROVYK / JULIAN ENGEL ASTYANAX, SOHN DER ANDROMACHE

DER MÜNCHNER MÄDCHENCHOR MIT CHIARA ABEL, NAIMA BOUSSELMI, SOPHIE BO-WEN LIN, FIONA BROSKE, KATERINA DEOBALD, AFRA ROSA DIETRICH, LOU SANAS EBRAHIM-POUR, MICHELLE FRIEDRICH, MARINA FRITZ, NINA HÜMMER, ANNA DELIA JEREMIAS, LÉA JÖRG, SOLÉA JUNGK, SOPHIE KROKER,LAURA MARBACH, FIONA PÖTZINGER, LENA PUMMER, ELISA ROMMEL, VALENTINA ROTH, TERESA SCHLÖSSER, JOHANNA SCHNEIDER, HANNAH SIEBERT, LEA SPIEGEL, MEY SPIEGEL CHOR DER TROERINNEN

REGIE TINA LANIK
BÜHNE + KOSTÜME STEFAN HAGENEIER
VIDEO + MUSIK FLORIAN SCHAUMBERGER
LICHT TOBIAS LÖFFLER
DRAMATURGIE ANDREA KOSCHWITZ
CHORARBEIT ANDREAS SIPPEL

PREMIERE 10 MÄRZ 2017    

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Ein Theaterstück entsteht

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Hintergründe

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Götter, Troerinnen und Europäer

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Syrische Kriegswitwen

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Syrische Kriegswitwen in der Türkei

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Beytul Hala ist 27 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern und hat die meisten ihrer Verwandten im syrischen Bürgerkrieg verloren. Ihr Mann wurde bereits bei den ersten Demonstrationen von Regierungskräften erschossen. Ihre Eltern sind bei einem Bombenangriff in ihrem eigenem Haus verschüttet worden. Ihr ältester Bruder hatte sich Rebellen angeschlossen und wurde bei Kämpfen getötet. Ein anderer wurde so schwer verletzt, dass er halb am Leben und halb tot ist und der jüngste Bruder ist schon seit Jahren im Gefängnis. Als sie in die Türkei floh lebte sie einige Zeit in einem Flüchtlingscamp im Zelt, bevor sie nach 2016 nach Istanbul kam. Jetzt lebt sie in einer Frauen-WG des Koordinationszentrums für Flüchtlinge, welche auch von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit mitfinanziert wird.
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Beytul Hala ist 27 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern

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Aziza Jalloud saß elf Jahre lang in einem syrischen Staatsgefängnis, weil sich ihr Mann in den 1980-er Jahren an Aufständen beteiligte. Als sie erneut auf einer Liste von gesuchten Personen landete, floh sie in die Türkei. Gemeinsam mit 15 weiteren Frauen leitet sie nun mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit eine Anlauf- und Beratungsstelle, in der hunderte Mädchen betreut werden.
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Aziza Jalloud saß elf Jahre im Gefängnis.

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Ahlam Almilaje führte mit Ihrem Ehemann und den vier gemeinsamen Kindern ein schönes Leben in Aleppo. Sie war Chefingenieurin einer Firma, verdiente gutes Geld und war glücklich. Als der Krieg in ihre Straße kam, flohen sie zunächst nach Ägypten. Ähnlich wie die übrigen Flüchtlingen aus Syrien fühlte sie sich dort nicht besonders willkommen. Also kehrten sie zurück nach Aleppo. Doch zwischenzeitlich lag der Stadtteil, in dem sie wohnte und aufwuchs, in Trümmern. Mittlerweile unterhält sie ein Netzwerk von gut ausgebildeten syrischen Frauen in Gaziantep "Zenobia" und sammelt für diese Arbeit spenden
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Ahlam Almilaje kümmert sich um syrische Kriegswitwen in Gaziantep.

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Bereits in Syrien hatte sich Samira Kandjuh um Waisenkinder und ihre Mütter gekümmert. Im Witwen- und Waisenhaus "Dar As-Salam" (Haus des Friedens) sind 45 Personen untergebracht. Die meisten von ihnen sind Kinder. Einige Mütter helfen dabei, die übrigen Kindern mit zu betreuen. Diese private Initiative wird weder vom Staat, noch von NGOs unterstützt.

Traumatisierte Kinder bekommen einen neuen Start
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Samira Kandjuh kümmert sich um die Witwen und Waisen, die es in die Türkei geschafft haben

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Ein Theaterstück

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Konzeptionsprobe


Bereits Monate vor der Premiere des Stückes treffen sich Dramaturgie, Regie und Intendanz zur Besprechung, ob, warum und welches Stück bearbeitet werden soll. Acht Wochen vor der Premiere treffen sich dann alle an der Produktion Beteiligten, um gemeinsam die Idee, die Ausrichtung und Umsetzung zu besprechen. Dabei werden Fragen gestellt und der Text erstmals gemeinsam gelesen.

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René Dumont führt hinter die Kulissen und in die verschiedenen Abteilungen des Theaters.

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Die Hintergründe

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Die Troerinnen und ihre Königin Hekuba trauern um die Toten und erwarten ihr Schicksal. Die griechischen Sieger feiern und nehmen sich die fremden Frauen: Hekuba soll Odysseus, ihre Tochter Kassandra Agamemnon als Sklavin dienen. Ihre Schwiegertochter Andromache wird mit ihrem Sohn jegliche Hoffnung auf die Zukunft verlieren und Helena, die mit ihrer Liebe zum schönen Paris den Krieg um Troja ausgelöst hat, ihren Ehemann Menelaos wiedersehen. Einen Chor junger Frauen und Mädchen erwartet ein schreckliches Ende.

Hören Sie hier eine Einführung von Dramaturgin Andrea Koschwitz auf Soundcloud
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Dieser trojanische Krieg, die zehn Jahre dauernde Belagerung der Stadt Troja in Kleinasien durch ein griechisches Heer, schließlich die Eroberung der Stadt durch eine List (das trojanische Pferd): dieser Stoff ist eine der wichtigsten Erzähltraditionen der griechischen Mythologie. Noch immer ist ungeklärt, ob sie eine historische Erinnerung aus der späten Bronzezeit bewahrt, die sich an den westkleinasiatischen Stadtstaat Wiluša (= Ilios = Troja?) knüpft, der von einer gemeinsamen Expedition der Aḫḫijawa (= Achaier = Griechen?) angegriffen worden sein könnte. Oder liegt "nur" eine rein poetische Schöpfung vor, die von und für eine griechische Aristokratie erdacht wurde, die nach dem Zusammenbruch der Mykenischen Welt (durch den Angriff der sog. Seevölker um 1200 v. Chr.) nach Kleinasien übersiedelt war und sich in der neuen Welt ihrer heroischen Vergangenheit durch Heldengesang zu vergewissern versuchte?

Wie dem auch sei: Im 8. Jh. v. Chr. scheint eine große epische Erzählung vom trojanischen Krieg, seiner Ursache und seinen Folgen existiert zu haben, aus der Aöden, Sänger, Ausschnitte bei Mählern und Festen der Aristokratie vortrugen, verfeinerten und erweiterten. Mit Hilfe der von den Griechen in diesem Jahrhundert von den Phöniziern übernommenen Schrift wurden am Ende des 8. und am Beginn des 7. Jh. zwei derartige Ausschnitte zu Großepen ausgebaut: die "Ilias" und die "Odyssee". Die "Ilias" schildert einen Abschnitt des Krieges, der de facto nur 51 Tage des zehnten Kriegsjahres umfasst, die Geschichte vom Groll des stärksten griechischen Helden Achill. Dieser zieht sich aus dem Kampf zurück, weil ihm der griechische Oberkommandierende Agamemnon eine erbeutete Sklavin wegnimmt, ein enormer Ehrverlust für den Helden. Hierauf gewinnen die bis dahin unterlegenen Trojaner die Oberhand und drohen, die Griechen entscheidend zu besiegen. Achill kehrt in den Kampf zurück und tötet Hektor, Trojas besten Kämpfer. Mit dessen Tod ist, ohne dass dies geschildert werden muss, Trojas Fall besiegelt. In feinsinniger Form ist in die „Ilias“ auf diese Weise der gesamte Krieg hineingespiegelt. Die "Odyssee" stellt die verwickelte, ebenfalls zehn Jahre dauernde Heimkehr (griechisch: nostos) des klügsten Griechen, Odysseus, von Troja in dessen Heimat Ithaka dar. Um "Ilias" und "Odyssee" herum entstanden, wiederum mit Rückgriff auf die alten mündlichen Sänger-Erzählungen, vom 7. Jh. v. Chr. an weitere verschriftlichte (heute verlorene) Epen, durch die schließlich in der Summe ein ganzer Epenkranz, die kyklischen Epen, vorlag, der eine durchgängige Erzählung von der Entstehung der Welt bis zum Tod des Odysseus vermittelte.

So erzählten die "Kyprien", wie und warum es zum Krieg kam: Um die unter Überbevölkerung leidende Erde zu entlasten, fasst Zeus den Plan zu einem großen Krieg. Auf der Hochzeit der Meeresgöttin Thetis mit dem Sterblichen Peleus (ihr Sohn wird Achill sein) wirft Eris, die Göttin der Zwietracht, einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten“ in die Runde der anwesenden Göttinnen. Den unter ihnen ausbrechenden Streit, wer gemeint sei, wagt kein Gott zu entscheiden. So überträgt man die Entscheidung einem Menschen, Paris (auch Alexandros genannt), dem Sohn des trojanischen Königspaares Priamos und Hekabe (in Sartres Bearbeitung Hekuba), der als Hirte seine Herden in einem Gebirge bei Troja hütet. Ihm machen vor seinem Entscheid die konkurrierenden Göttinnen Bestechungsangebote: Hera, die Gattin des Zeus, stellt ihm die Weltherrschaft in Aussicht, Athene höchste Klugheit, Aphrodite die schönste Frau der Welt. Er entscheidet zugunsten von Aphrodite. Allerdings ist die schönste Frau der Welt, Helena, nicht frei, sondern mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet. Zudem hatte einst, als die bedeutendsten Griechen um Helena warben, deren Vater Tyndareos allen Bewerbern den Eid abgenommen, dass, sollte Helena dem von Tyndareos gewählten Ehemann geraubt werden, alle Freier diesem zu Hilfe kommen müssten. Paris reist nach Sparta. Er entführt Helena während einer Abwesenheit des Menelaos nach Troja. Der Eid des Tyndareos setzt darauf eine griechische Vergeltungsexpedition ins Werk, an der auch widerstrebende ehemalige Interessenten an Helena wie Odysseus teilnehmen müssen.

Die Griechen versammeln sich in Aulis, doch widrige Winde verhindern ihre Überfahrt nach Kleinasien – bis Agamemnon, Menelaos‘ Bruder und Befehlshaber der Armee, seine eigene Tochter Iphigenie der Göttin Artemis opfert. Man gelangt nach Troja und belagert die Stadt zehn Jahre vergeblich – hier schließt sodann die "Ilias" an. Die auf die "Ilias" folgenden Epen "Aithiopis", "Kleine Ilias", "Iliou Persis" ("Zerstörung Ilions") und "Nostoi" ("Heimfahrten") erzählten den Fortgang des Krieges: Achills Kampf gegen die Amazonenkönigin Penthesilea, Achills Tod durch einen Pfeilschuss des Paris, Paris‘ Tod, der nicht den Krieg beendete, weil Helena Paris‘ Bruder Deiphobos zur Frau gegeben wurde, schließlich die Eroberung Trojas. Für diese Eroberung müssen die Griechen aufgrund eines Orakels eigens Achills Sohn Neoptolemos nach Troja holen. Sie gelingt schließlich auch nur mit einer Kriegslist, einem hölzernen Pferd, das die Trojaner als vermeintliches Weihgeschenk für den Gott Poseidon in die Stadt holen, das aber in sich Griechen birgt, die in der Nacht heraussteigen und ihr Heer in die Stadt lassen. Während der Eroberung begehen die Griechen Gräueltaten: Sie töten Priamos, obwohl dieser am Altar des Zeus Schutz gesucht hatte, es kommt zu Vergewaltigungen, denen auch Kassandra, die mit Sehergabe ausgestattete Königstochter, zum Opfer fällt.

Als die Griechen mit Beute und versklavten Troerinnen auf die Heimfahrt gehen, bricht über sie – als Vergeltung für ihre Untaten bei der Eroberung der Stadt – eine göttliche Strafe herein. Nur wenige erreichen Griechenland unbeschadet. Odysseus muss eine zehn-, Menelaos eine vierjährige Irrfahrt überstehen, Aias, der Vergewaltiger Kassandras, wird durch einen Blitz getötet, Agamemnon sogar bei der Rückkehr nach Mykene von seiner eigenen Frau Klytaimestra umgebracht. Zwar hat keines dieser kyklischen Epen den literarischen Rang von "Ilias" oder "Odyssee" besessen, doch lieferten sie der späteren griechischen Literatur bis in die Spätantike Stoffe für immer neue Bearbeitungen.
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Der Münchner Professor für Griechische Philologie ordnet Euripides' Werk ein

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Regisseurin Tina Lanik über Kriegsschicksale von Frauen

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Dramaturgin Andrea Koschwitz über Sartre's Bearbeitung von "Die Troerinnen"

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Götter, Troerinnen und Europäer

Die Götter

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Der Auftritt der Götter umrahmt die Handlung des Stückes. Welche Funktionen tragen die Götter in der Inszenierung?
Tina Lanik: Eigentlich haben sie die Funktion, dass sie keine mehr haben. Dadurch, dass sie sich in den Trojanischen Krieg eingemischt haben, verlieren sie ihre Schutzfunktion. Die Götter in den "Troerinnen" sind auf ihren eigenen Vorteil bedacht und verhalten sich dementsprechend egoistisch. Das Besondere an Sartres Bearbeitung ist dabei auch, dass – im Unterschied zur Fassung des Euripides, in der die Götter nur als Auftakt erscheinen – es in der letzten Szene Poseidon ist, der feststellt, dass die Menschen an ihren Kriegen zugrunde gehen werden. Für die Troerinnen haben die Götter ihre Schutzwirkung verloren: Die Frauen wenden sich während des Stücks mehrmals an die Götter, oftmals schon zynisch, weil sie um den Verlust der Schutzwirkung ihrer Götter eigentlich wissen. So sagen sie auch selbst: "Die Götter haben uns verlassen." Im Grunde werden sich Menschen wie Götter über den Verlust göttlicher Macht und Schutzwirkung bewusst.

"Die Götter werden mit den Menschen verrecken, und dieser gemeinsame Tod ist die Lektion der Tragödie."
Jean-Paul Sartre über seine Bearbeitung der "Troerinnen"

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"Ich wollte die Erde fest umarmen und mich mit ihrer Trägheit vereinigen, die kein Bewusstsein kennt. Denn wir sind träge, verstehst du mich? Wir können nichts mehr tun außer Warten und Dulden. Träge sind wir, kennen aber - ach - das Bewusstsein." Hekuba
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Talthybios, der Herold der Griechen, spricht am Ende davon, dass er in seine Heimat zurückkehren muss, in der der Krieg von Neuem entbrannt ist. König Menelaos, der den Krieg entfachte, um seine Frau Helena zurück zu holen, muss am Ende eine vierjährige Irrfahrt überstehen. Doch auch die Griechen werden nicht unbeschadet in ihre Heimat zurückkehren. Die zerstrittenen Götter schmieden neue Allianzen und den Griechen stehen jahrelange Irrfahrten und zukünftige Kriege bevor.

"Eine wirklich unangenehme Mission. Man hätte sie mir ersparen können. Auch ich habe ein Herz. Aber Krieg ist Krieg." Talthybios
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Die Schauspielerinnen

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Charlotte Schwab, geboren 1952 in der Schweiz, absolvierte ihre Ausbildung am Staatlichen Konservatorium für Musik und Schauspiel in Bern. Ihre Engagements als Schauspielerin führten sie u.a. an das Thalia Theater Hamburg, an das Schauspielhaus Zürich, an das Schauspielhaus Düsseldorf und an die Schaubühne Berlin, wo sie u.a. mit Regisseuren wie Claus Peymann, Peter Stein und Volker Hesse zusammenarbeitete. Außerdem war sie in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Für ihre Rolle in Petra Volpes Film "Traumland" wurde sie 2014 mit dem Günther Rohrbach Preis ausgezeichnet. Mit Beginn der Spielzeit 2016/17 ist sie festes Ensemblemitglied am Residenztheater
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Charlotte Schwab spricht im Interview über ihre Rolle der Hekuba und Frauen im Krieg.

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Meike Droste, 1980 geboren, studierte an der Otto-Falckenberg-Schule und spielte in dieser Zeit bereits an den Münchner Kammerspielen. Anschließend war sie Ensemblemitglied am Berliner Ensemble, am Schauspielhaus Zürich und Deutschen Theater Berlin. Am Residenztheater war sie 2015 bereits in "Das Goldene Vlies" in der Regie von Anne Lenk zu sehen. In "Die Troerinnen" spielt sie die Seherin Kassandra, Tochter von Hekuba und Schwester von Paris und Hektor.
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Meike Droste stellt fest, bis heute hat sich nichts geändert: Menschen führen aus nichtigen Gründen Krieg.

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Hanna Scheibe wurde 1973 in Marbach am Neckar geboren. Von 1996 bis 2000 studierte sie Schauspiel am Mozarteum in Salzburg. Ihr erstes Engagement hatte sie von 2000 bis 2005 am Staatstheater Stuttgart, wo sie u.a. mit René Pollesch, Dimiter Gotscheff und Hasko Weber zusammenarbeitete. Von 2005 bis 2008 war sie am Schauspielhaus Bochum engagiert, wo Arbeiten mit den Regisseurinnen Tina Lanik und Jorinde Dröse entstanden. Seit 2007 ist sie auch in verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. 2008 kehrte sie an das Staatstheater Stuttgart zurück, wo sie u.a. erneut mit René Pollesch zusammenarbeitete. Ab der Spielzeit 2009/10 war sie Ensemblemitglied am Schauspiel Hannover und arbeitete dort u.a. mit Jürgen Kuttner, Tom Kühnel und Kornél Mundruczó. Seit der Spielzeit 2011/12 ist Hanna Scheibe im Ensemble des Residenztheaters. In "Die Troerinnen" spielt sie Andromache, die Frau von Hektor.

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Hanna Scheibe reflektiert die Herausforderung, das Elend des Krieges auf der Bühne darzustellen.

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Juliane Köhler wurde 1965 in Göttingen geboren. Nach ihrer Schauspielausbildung bei Uta Hagen in New York erhielt sie 1989 ihr erstes Engagement am Staatsstheater Hannover. 1993 wechselte sie nach München ans Bayerische Staatsschauspiel. Als Filmschauspielerin wurde sie durch ihre Rollen in "Aimée und Jaguar", "Pünktchen und Anton" sowie dem oscarprämierten Film "Nirgendwo in Afrika" bekannt. Nach einem Engagement an den Münchner Kammerspielen ist sie seit 2001 wiederum Ensemblemitglied am Residenztheater. Eine häufige Zusammenarbeit verbindet sie mit Amélie Niermeyer, ebenso arbeitete sie mit Dieter Dorn, Jan Bosse, Barbara Frey, Karin Henkel, Martin Kušej und Tina Lanik. Für ihr Schaffen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, so z.B. 1999 mit dem Bundesfilmpreis als beste Schauspielerin, dem Bayrischen Filmpreis und dem Silbernen Bären der Berlinale. In "Die Troerinnen" spielt sie Helena die Frau von Menelaos.

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Juliane Köhler spricht im Interview über Helena als symbolische Kriegsbeute und die leidvolle Aktualität der Frauen im Krieg.

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